Verbreitung des Zen (Auf den Spuren des Zen IV)

Am Anfang der Kamakura-Zeit (1192-1333) kam der blühende Chan der Song-Zeit nach Japan. Das Verdienst der Gründung des japanischen Zen wird dem Mönch Myoan Eisai (1141 – 1215) zugeschrieben. Er tat die ersten entscheidenden Schritte zur Ausformung des Rinzai-Zen in Japan. Er suchte nach seiner Mönchsausbildung in der Tendai-Schule weitere Vervollkommnung.

Hierzu unternahm er eine Reise nach China, wo er einen Meister der Lin Ji-Schule traf, von dem er letztlich die Insignien der Nachfolge erhielt und somit berechtigt wurde, den Rinzai-Zen in seiner japanischen Heimat zu lehren. Er gründete im Jahre 1195 den ersten Zen-Tempel Shofukuji in Hakata (Kyushu).

Der Zen fand in der Kamakura-Zeit besonders bei den Samurai Anklang. Es kamen nun auch chinesische Meister nach Japan und lehrten reines unvermischtes Zen. Durch sie gewann der Rinzai-Zen mehr und mehr Anerkennung als eigenständige Schule.

Dogen Kigen (1200-1253) war eine der herausragenden religiösen Persönlichkeiten der japanischen Geschichte. Er wurde am buddhistischen Berg Hiei-san ausgebildet. 1217 trat Dogen in das Kennin-ji Kloster, das von Eisai gegründet worden war, ein. Später fuhr nach China, um die ursprüngliche Überlieferung des Zens zu erfahren. Er war besonders von der strengen Disziplin der Mönche beeindruckt. Auf dem Berg Dian Dong begegnete Dogen seinem Meister Ru Jing und erlangte unter seiner Führung die Erleuchtung. Dieser bestätigte ihm die Nachfolge der Soto-Traditionslinie.

Er blieb noch weiter im Berg-Kloster und nutzte die Zeit für die Übung nach der Erleuchtung, um seine Erfahrung noch zu vertiefen. Die Wichtigkeit seiner Erfahrung betonte er später sehr stark. Im Anschluss daran kehrte er nach Japan zurück und gründete den ersten Soto-Zen Tempel Gokurakuji. Er hinterließ der Nachwelt sein herausragendes Lebenswerk, das Shobogenzo.

Als dritte Zen-Richtung in Japan wurde im 17. Jh. die Obaku-Schule von dem chinesischen Meister Yin Yuan (Ingen) gegründet. Deren Hauptkloster ist auch heute noch Mampukuji, in der Nähe von Kyoto. Sehr wichtig für die Entwicklung des Zen in Japan war Kakuin Ekaku (1685 – 1768), der durch sein Wirken großen Einfluss auf die weitere Rinzai-Bewegung hatte. Er gab der auf Erleuchtung bezogenen Koan-Praxis einen neuen, bis heute anhaltenden Aufschwung.

Zen im 20. Jahrhundert

Am Anfang unseres Jahrhunderts wurde in Japan eine Regierungsverfügung gegen den Buddhismus erlassen, die die Befürchtung laut werden ließ, dass sie den Buddhismus vernichten würde. Dieser Erlass war jedoch ein positiver Anlass der Selbstprüfung und Neuordnung für den japanischen Buddhismus und schaffte die Möglichkeit gemeinsamer Aktionen und internationalen Kontakte.

So hat die japanische Zen-Bewegung des 20. Jahrhunderts einen großen Anteil an der Ausbreitung des Zen im Westen. Das erste Buch über Zen in deutscher Sprache erschien bereits im Jahre 1925 von Rudolf Otto. Der Titel lautete „Zen – Der lebende Buddhismus in Japan“.

Doch der große Vermittler des Zen an den Westen war Suzuki Daisetsu (1870-1966). Er übte sich nach Abschluss seines Studiums im Zen-Kloster Engakuji in Kamakura unter dem Meister Shaku Soen. Suzukus Leistung für den Zen im Westen ist bahnbrechend.

Suzukis Bild vom Zen hat im Westen die verschiedensten Wirkungen hervorgerufen. Die Ablösung des Zen vom buddhistischen Mutterboden, die im Westen stattfindet, kann auf ihn zurückgeführt werden, denn er sagte seinen Zuhörern immer wieder, dass Zen weder Religion noch eine Philosophie sei.
Ein enger Freund von Suzuki war Nishida Kitaro (1870 – 1945), der Begründer der Kyoto-Schule. Er war ein zen-erfahrener Philosoph, dessen Anliegen es war, die europäische Philosophie mit dem Geist des Zen zu durchdringen. Auch wurde von Korea und Vietnam aus der Zen im Westen bereichert, speziell von einigen Meistern der Neuzeit, wie das Beispiel des vietnamesischen Thich Nhat Hanh zeigt.

Inzwischen sind weltweit Zen-Zentren entstanden, von denen verschiedene auch Zeitschriften mit Auszügen aus Zen-Lehrreden herausgeben. Das „Internationale Forschungszentrum für Zen-Buddhismus“ in Kyoto stellt bereits zen-buddhistische Schriften auf CD-Rom und für das Internet zur Verfügung, um so die schriftlichen Überlieferungen der alten Meister für das kommende Jahrtausend zu erhalten.

Die Grundübung des Zen ist die Meditation und diese wird in den Zentren auch vorrangig geübt. Man sollte den Zen jedoch nicht auf die Meditation im Sitzen alleine beschränken, sondern den sehr wichtigen Aspekt der Übung im Alltag nie aus den Augen lassen, wie in dem Vers von Rinzai gut zur Geltung kommt:
„Sei ganz wie du bist und gib dich nicht als etwas Besonderes. Iß deine Nahrung, erleichtere deine Eingeweide, gieß Wasser nach, zieh deine Kleider an. Wenn du müde bist, leg dich hin. Alles ist Hier-Jetzt. Der Weg ist bereits das Ziel.“

Quellennachweis:

  • Heinrich Dumoulin, Geschichte des Zen Buddhismus, Band I und II und Zen im 20. Jahrhundert, Francke Verlag, Bern.
  • Ernest Wood, Zen dictionary, Charles E. Tuttle Company, Rutland, Vermont
  • Daito Publishing Company, Japanese-English Buddhist dictionary, Tokyo.
  • D.T. Suzuki, Manual of Zen Buddhism, Grove press, New York.
  • Nyogen Sensaki, Ruht Strout McCandless: Keine Spuren im Wasser, Theseus Verlag, München. Urs App, Zen Worte vom Wolkentorberg – Meister Yumen, O.W. Barth Verlag, Bern u.a. Kusan Sunim, The Way of Korean Zen, Weatherhill Inc., New York and Tokyo

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