Das japanische Wort „Zen“ (chinesisch „Chan“, die Übersetzung aus dem Sanskrit „Dhyana“) bedeutet Meditation und ist der Name der in China entstandenen Meditationsschule des Mahayana-Buddhismus. Doku Ho Meindl zeichnet den Zen Weg von seinen Anfängen bis zum Eintritt in die westliche Welt nach.
Zen-Buddhismus
Erstens und vor allem ist die Zen-Schule ein hervorragender Zweig innerhalb des Buddhismus. Der Zen-Buddhismus führt seine Entstehung in gerader Linie auf Sakyamuni Buddha, den Begründer des Buddhismus zurück. Auch wirken yogische Wurzeln in die Meditationsschule des Zen-Buddhismus hinein. Siddhartha Gautama, wie der Buddha vor seiner Erleuchtung hieß, wurde als Sohn eines nordindischen Königs ca. 500 v.u.Z. geboren. In seiner Jugend wuchs er im Luxus des väterlichen Palastes auf. Als er mit dem Leid dieser Welt direkt konfrontiert wurde, war er innerlich so von Schmerz erfüllt, dass er den Palast verließ und in verschiedenen Meditationswegen und asketischen Praktiken einen Weg aus dm Leiden suchte.
Viele von uns, die wir in der so genannten Wohlstandsgesellschaft aufgewachsen sind und erkennen können, dass das reine Streben nach Reichtum nicht wirklich ein Weg aus dem Leid sein kann, vermögen vielleicht tief in unserem Herzen diesen Entschluss von Siddhartha Gautama zu verstehen.
Den Überlieferungen zufolge fasste Sakyamuni Buddha den Weg aus dem Leiden in den Vier Edlen Wahrheiten zusammen:
- Dukkha, das Leben ist Leiden: Geburt ist Leid, Altern ist Leid, Krankheit ist Leid, getrennt sein von dem, was man liebt, ist Leid und zusammen sein mit etwas, das man nicht mag, ist Leiden.
- Samdaya, die Ursache des Leidens erwächst aus „Trishna“, dem unstillbaren Verlangen, dem Getriebensein, das immer wieder in uns aufkommt.
- Nirodha, das Ende des Leidens ist das Erlöschen des Durstes, die Befreiung von Leid, Nirvana, Sein in der Wirklichkeit des Moments.
- Magga, der Weg aus dem Leiden. Dieser ist bekannt als der „Mittlere Weg“, welcher beide Extreme, einerseits das Suchen der Zufriedenheit in sinnlichen Wünschen, andererseits den Weg der Selbstkasteiung vermeidet.
Der Buddhismus in China
Dieser Weg aus dem Leid wird im Achtfachen Pfad genauer beschrieben. Dieser Pfad der Selbstverwirklichung gibt Anweisungen für den „richtigen Weg des Lebens“, für „Mahdyamika“, einen Weg jenseits gegensätzlicher Extreme. Nach dem Tod Sakyamuni Buddhas gewannen seine Lehre und seine Praktiken rasch Anhänger. Es entstanden unter den vielfältigen Interpretationen des Dharma, der Lehre, verschiedene Richtungen, aus denen sich letztlich zwei bedeutende Schulen herausbildeten, die des Theravada und die des Mahayana.
Der Theravada verbreitete sich mehr in Südostasien. Der Mahayana weitete sich über große Teile Zentralasiens nach Nepal, Tibet, China, Korea, Vietnam bis Japan aus. So kam der Buddhismus in Berührung mit verschiedenen Völkern und Kulturen, die Buddhas ursprüngliche Lehre mit ihren eigenen Traditionen verwoben. Etwa zur gleichen Zeit, als Sakyamuni Buddha durch sein Erwachen und seine Lehrtätigkeit die Grundlage des Buddhismus legte, lebte in China Kongzi, der eine wichtige Tradition des chinesischen Denken und Handelns, den Konfuzianismus, begründete.
Die Schriften die Laozi und Zhuangzi zugeschrieben wurden, entstanden in derselben Epoche und aus ihnen formte sich der Daoismus. Als nun der Buddhismus im 1. Jh.u.Zt. nach China gelangte, traf er auf einen Boden des Denkens und Handelns, der von den beiden oben erwähnten weltanschaulichen Richtungen schon durchtränkt war. Der Konfuzianismus hatte sein Augenmerk mehr auf Fragen des gesellschaftlichen Lebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt. Der Daoismus befasste sich hingegen mehr mit den metaphysischen Aspekten des Lebens, wie der Transzendenz vom Ich und dem Erlangen „höherer“ Ebenen des Bewusstseins.
Diese beiden Richtungen wurden im chinesischen Empfinden stets als komplementär verstanden, als zwei Aspekte der menschlichen Natur. Der chinesische Weise vereinte in sich diese zwei Seiten, zurückgezogene Betrachtung und sozial verantwortliches Tun. Obwohl er einen Zustand mystischer Einheit mit dem Universum erreicht hatte, lebte er doch nicht abgehoben von der Welt, sondern befasste sich gleichermaßen mit den ganz gewöhnlichen Belangen des täglichen Lebens.
nkulturellen und sozialen Hintergrund stieß nun der Buddhismus, der am Anfang unserer Zeitrechnung erstmals nach China gelangte. Im 2. bis 3. Jh. wurden immer mehr Übersetzungen von Texten aus dem Sanskrit unter der Verwendung von daoistischen Begriffen erstellt. Meditation spielte eine immer wichtigere Rolle im chinesischen Buddhismus. Im Jahr 148 begann der Meditationstrend im chinesischen Buddhismus, welcher sich alsbald mit daostischen Techniken vermischte. Es überwogen von dem Mönch an Shi Gao übersetzt Texte, über Dhyana (Meditation) und Samadhi (Versenkung).
Das „Sutra über Versenkung durch Atemregelung“ erklärt die uralte yogische, früh im Buddhismus beheimatete Übung der Atemkontrolle durch Zählung des Ein- und Ausatmens. Sie ist auch heute noch die einführende Grundübung der Zen-Meditiation.
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