Zen-Meditation: Der Weg zur inneren Klarheit

Der Begriff Zen (chin. Chan) ist abgeleitet vom Sanskrit-Wort Dhyana, was soviel bedeutet wie “Versenkung” oder “Sammlung des Geistes”. Daraus wird bereits deutlich, dass die Meditation die zentrale Praxis des Zen-Buddhismus ist. Zentrales Anliegen der Zen-Meditation ist die Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks und des gegenwärtigen Bewusstseins (“Erwachen”/“Satori”).

Zen-Meditation ist dabei keine Technik, die man wie ein Werkzeug nur bei Bedarf hervorholt und nach Gebrauch wieder weglegt. Sie ist vielmehr eine Geisteshaltung, die uns lehrt, jeden Moment bewusst und klar wahrzunehmen und unser ganzes Herz in jedem einzelnen Augenblick in das hineinzugeben, was wir gerade tun. Diese umfassende Sichtweise macht Zen zu einer praktischen Geisteshaltung, die uns hilft, inmitten der täglichen Herausforderungen zu unserem wahren Selbst zu finden.

In der westlichen Welt wird Zen-Meditation häufig mit der Sitz-Meditation (Zazen) gleichgesetzt. Doch die Praxis des Zen, wie wir sie auch im Eiho-Ji Tempel in der Tradition der Rinzai Klosters Eigen-Ji, Japan, praktizieren, geht darüber hinaus und durchdringt alle Bereiche des Lebens.

Zen-Meditation umfasst dabei die folgenden Säulen der Praxis:

Zen-Meditation – Säulen der Praxis

Zazen

Im Herzen der Zen-Meditation steht Zazen, das aufrechte Sitzen in Stille. Hier üben wir, den Geist zur Ruhe kommen zu lassen und einfach präsent zu sein. Wir sitzen im Lotus/Halblotus oder mit gekreuzten Beinen (burmesische Sitzhaltung) mit aufrechter Wirbelsäule, Kinn leicht eingezogen und halten die Hände zum Mudra geformt (linke Hand auf der Rechten, die Daumen berühren sich leicht) auf Höhe des Bauchnabels. Die Augen sind halb geöffnet und etwa einen Meter vor sich auf den Boden gerichtet. Dabei atmen wir in den Unterbauch-Beckenraum (Hara-Atmung) und zählen den Ausatem (Su Soku Kan) von eins bis zehn, danach beginnen wir von vorn. Auch kann man mit dem Zählen des Ausatmens von eins beginnend bis zum Ende der Meditationszeit fortfahren. Gedanken, die kommen, lassen wir ziehen wie Wolken, ohne sie zu verfolgen oder zu bewerten. Die klare Körperhaltung und die fokussierte Atmung werden dadurch zum Anker unserer Aufmerksamkeit.

Zen Meditation in Rinzai Zen Tempel

Gehmeditation

Die Gehmeditation (Kinhin) ergänzt das Sitzen auf natürliche Weise. In langsamen oder auch schnellen, aber stets bewussten Schritten üben wir, die achtsame Haltung des Zazen in die Bewegung zu übertragen. Unsere ganze Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf die Abfolge jedes einzelnen Schrittes.

Rezitation von Sutren

Auch die Rezitation von Sutren ist eine Form der Zen-Meditation. Wichtig ist es, so viele Silben wie möglich in einem Ausatem zu rezitieren. Dadurch wird der Atem reguliert und der Geist geleert. Wir rezitieren die Sutren aus vollem Herzen – rezitieren, nur um zu rezitieren.

Essen und Trinken

In diesem Sinne wird auch das Essen und Trinken zum Teil der Zen-Meditation. Beim Trinken einer Tasse Tee geht es beispielsweise darum, unsere Aufmerksamkeit voll und ganz auf das Ergreifen der Tasse zu richten und den Tee in achtsamen Schlucken zu trinken. Hier wird die achtsame Geisteshaltung des Zazen in die aktive Tätigkeit des Essens und Trinkens übertragen.

Samu

Besonderen Ausdruck findet diese Übertragung der achtsamen Geisteshaltung auf aktive Tätigkeiten im Samu, der Alltagsübung im Zen. Dabei werden alle unsere Tätigkeiten zum Zen, egal ob es darum geht, den Garten zu pflegen, Räume zu reinigen, Essen zuzubereiten oder Geschirr zu spülen. Bei Samu geht es darum, eins zu werden mit der Tätigkeit, die wir verrichten, und unsere alltäglichen Aufgaben mit voller Präsenz auszuführen. Die Prinzipien der Zen-Meditation lassen sich damit nahtlos auch in unseren modernen Alltag integrieren.


Zen ist kein Weg der schnellen Erfolge und es geht nicht darum, Zen-Meditation zu betreiben, um etwas zu erreichen (etwa Gelassenheit, weniger Stress etc.). Zen ist vielmehr eine lebenslange Entdeckungsreise zu uns selbst und unserer wahren Natur.

Der wichtigste Grundsatz im Zen ist, dass Buddha und wir eins sind. Buddhas Herz ist gleich unserem Herz. Wir schlafen, wachen auf, essen und arbeiten mit dem Buddha-Geist.

Im Eiho-Ji Tempel beschreiten wir diesen Weg gemeinsam und laden alle zu unseren Veranstaltungen ein, die diesen Weg mitgehen wollen. Zu unseren Terminen der Zen-Meditation.


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